Geschätzte Leserinnen und Leser
«Auf die ICT!» Das war die Antwort eines Amtsvorsteherkollegen auf meine Frage, worauf ich besonders achten solle. Er gab sie mir vor bald vier Jahren, als ich meine Funktion als Vorsteherin des Amtes für Justizvollzug des Kantons Bern antrat. Heute bin ich froh, eine junge und vife Kollegin als Leiterin digitale Entwicklung in meiner Geschäftsleitung zu wissen, die für unser Amt den Überblick behält und die kommenden Schwerpunkte antizipiert, auf die wir im laufenden digitalen Transformationsprozess fokussieren müssen.
Die Komplexität auf diesem Gebiet wird mir allein dadurch bewusst, in wie vielen verschiedenen Rollen ich immer wieder mit der Thematik konfrontiert und herausgefordert werde. Zuerst in meiner Funktion als Amtsvorsteherin und Dateneignerin, als KKLJV-Präsidentin oder als Auftraggeberin und Projektausschussmitglied in diversen internen und nationalen Projekten. Das bedeutet unter anderem, die eigenen internen Bedürfnisse mit den Ansprüchen und Vorgaben unterschiedlicher Akteure in Übereinstimmung zu bringen.
Wir sind einerseits eingebettet in den Rahmen der ICT des Kantons Bern, welche sich weiterentwickelt und Projekte zur Grundversorgung wie den neuen ICT-Arbeitsplatz mit M365 oder die Einführung von Konzernapplikationen wie SAP vorantreibt. Dies hat einen erheblichen Einfluss auf unsere etablierten Abläufe und die tägliche Arbeit. Andererseits sind bei der Entwicklung unserer eigenen Fachsysteme die strikten Vorgaben von Beschaffungsgesetz und Datenschutzgesetz einzuhalten. Dabei ist Fairness in der Vergabe von Aufträgen zu garantieren sowie Schutz vor Missbrauch unserer Systeme sicherzustellen.
Darüber hinaus müssen wir übergeordnete Strategien berücksichtigen wie das Gesetz zur digitalen Verwaltung im Kanton Bern mit der Verpflichtung, Querschnitts- und Kernprozesse bis 2028 zu digitalisieren. Um das Gesetz zu erfüllen und in allen Prozessen digitaler zu werden, müssen wir aber auch politische Überzeugungsarbeit leisten für die Akzeptanz zu Mehrausgaben in der Haftraumtechnik (Smart Prison), die für eine erfolgreiche Wiedereingliederung unserer Eingewiesenen nötig sind. In dieser dynamischen Entwicklung müssen wir selbstverständlich die nationalen Bestrebungen zur Standardisierung mit HIS oder jene unserer sich in Erarbeitung befindlichen Digitalstrategie für den Justizvollzug der KKLJV auf dem Radar haben.
Mein Kollege hatte also recht gehabt. Die Digitalisierung und all die damit verbundenen Projekte halten uns enorm auf Trab. Das wird in meiner Amtszeit ziemlich sicher so bleiben. Klar erscheint mir, dass wir künftig nur integrierte und somit tragfähige wie auch bezahlbare Lösungen umsetzen können. Voraussetzung ist allerdings, dass hierfür all die verschiedenen Akteure am gleichen Strang und vor allem in die gleiche Richtung ziehen.
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